Das spanische Pferd

„Es ist noch über diess zu wissen, dass unter allen Pferden in der Welt die Spanischen die allerklügsten, hertzhafftesten und großmüthigsten seyn…“ (Georg Engelhard Löhneysen: Della Cavalleria. 1609)

Wer kennt ihn nicht – den Traum von einem fast märchenhaften Pferd mit wehender Mähne und Schweif, mit einem Blick, aus dem Anmut und Adel, Feuer und Hingabe spricht. Das spanische Pferd hat mit seinem Aussehen und Wesen schon viele Menschen in seinen Bann gezogen. Bedeutende Königshäuser und Heerführer zogen die Spanier ihrer eigenen landestypischen Pferderasse vor..

zeitgenössischen Darstellung

zeitgenössischen Darstellung

Schon 300-400 n. d. Z. gab es das Spanische Pferd in seinen Grundzügen. Aber im Mittelalter erblühte die spanische Pferdezucht. Es gab zwar noch nicht den einheitlichen Typ, aber viele adlige Familien, welche nach eigenen Vorstellungen züchteten. Ihr Familienname wurde zu einer Art Markenzeichen, unter dem diese Pferde bekannt wurden. Berühmte Namen aus dieser Zeit waren z.B. die Valenzuelas, Guzmanes und die Zamoranos. Das erste spanische Zuchtregister entstand im 16. Jahrhundert und enthält von jedem Pferd detaillierte Beschreibungen.

Heutzutage müssen die Pferde, welche als pura raza español – also die reinen spanischen Pferde- eingetragen werden, alle im spanischen Zuchtbuch geführt sein. Der Begriff Andalusier ist zwar populärer, bezeichnet aber eigentlich alle Pferde, die irgendwie auf die spanische Rasse zurückzuführen sind.

Darstellung von Don Vicente Romero Garcia

Darstellung von Don Vicente Romero Garcia

Eine spezielle Zuchtlinie der PRE ist der Cartujano. Um dieses Pferd ranken sich viele Legenden, welche alle ihren Ursprung bei den Kartäuser-Mönchen haben. Diese züchteten über Jahrhunderte mit sehr begnadeter Hand spanische Pferde. Alle Pferde, welche sich lückenlos auf diese Zucht zurückführen lassen, werden Cartujanos genannt. Da diese Pferdelinie von großer Bedeutung war, finden sich in jedem spanischen Pedigree Cartujanos. Aber nur der reine Cartujano kann sich dies mit einem speziellen Zertifikat bestätigen lassen. Weltweit gibt es ca. 1200 Pferde dieser alten und edlen Zucht.

Der wichtigste Linienbegründer der gesamten PRE-Zucht war der Hengst Solo von Principe, welcher sich im Besitz des wohl bedeutendsten Züchters des 19. Jahrhunderts, Don Vicente Romero Garcia, befand. Aus dieser Linie stammte der bekannte Hengst Destinado II, welcher über seinen Sohn Novato einen sehr großen Einfluss auf die Zucht ausübte.

Ein weiterer wichtiger Vererber der Solo- Linie war der Hengst Nevado III, der neben dem Hengst Descarado II aus der Zucht der Familie Terry kam. Dieses Gestüt war weltweit bekannt wegen seiner Championats-Gewinner und ihrer Brandy- und Sherry Destille.

Rassestandard

Das Spanische Pferd zeichnet sich durch seine außerordentliche Schönheit und sein harmonisches Erscheinungsbild aus. Es besitzt eine ausgewogene, ebenmäßige und kurvenförmige Gestalt im Quadrattyp von mittel- bis kurzliniger Form.

Die Untergrenze des Stockmaßes bei Hengsten liegt bei mindestens 1,52m und bei Stuten bei 1,50m. Die durchschnittliche Größe ist heutzutage etwa 1,60m. Der Kopf ist von mittlerer Länge, rechteckig und trocken. Das Nasen-Stirn Profil ist gerade oder subkonvex. Die Ohren sind von mittlerer Proportion, gut platziert und sehr beweglich.

Der Hals ist leicht gebogen, von mittlerer Länge und flexibel, mit einer üppigen, langen, oft leicht welligen Mähne. Der Widerrist ist breit und betont, der Rumpf proportioniert, stark und beweglich. Der Rücken ist muskulös, kurz und gerade und die Kruppe lang und breit, abgerundet und leicht abfallend. Durch diese besonderen morphologischen Merkmale wird eine starke Schubkraft der Hinterhand ermöglicht, Voraussetzung für gute Dressurpferdeeigenschaften.

spanische Hengste in der Dressur

spanische Hengste in der Dressur

Die häufigste Fellfarbe ist die Schimmelfarbe, es gibt aber auch Braune, Rappen, Füchse, Falben und Isabelle. Schecken sind von der Zucht ausgeschlossen. Die spanischen Pferde haben exzellente Reiteigenschaften mit großer Befähigung zur Hohen Schule und für das Showreiten. Ihr mutiges Wesen, Wendigkeit und hohe Rittigkeit lassen sie zu Gladiatoren in der Stierkampfarena oder zu aufmerksamen Partnern beim Viehhüten und Treiben werden. Aber auch der anspruchvolle Freizeitreiter wird seine Freude an diesen schönen und sehr menschenbezogenen Tieren haben.